Theater ohne Publikum

In der vergangenen Woche mussten die großen Berliner Theater ihre Pforten schließen, um die schnelle Verbreitung des Corona-Virus' zu verhindern.

Was bedauerlich für die ZuschauerInnen ist, stellt für die Kulturschaffenden ein wirtschaftliches Desaster dar. Die Einnahmen brechen mitten in der Saison ab, es wird unsicher, wie die MitarbeiterInnen weiter bezahlt werden können, Solo-KünstlerInnen erhalten von heute auf morgen keine Gagen mehr. Um die finanziellen Folgen der Corona-Krise für die Kulturschaffenden abzufedern, fordern beispielsweise PEN-Zentrum und Deutscher Musikrat ein Grundeinkommen (für KünstlerInnen). Die Idee des Grundeinkommens findet jetzt riesigen Anklang: Eine Petition der Selbständigen Berlinerin Tonia Merz wurde bis dato von knapp 350.000 Menschen unterzeichnet.

Doch eine Hilfe von Außen wird nicht genügen: Die Theater ringen auch darum, die Verbindung zu ihrem Publikum nicht zu verlieren. Das Berliner Ensemble fragt ganz richtig: „Was ist ein Theater, ohne den direkten Kontakt zwischen den Spielerinnen und Spielern auf der einen Seite und Ihnen, den Zuschauerinnen und Zuschauern, auf der anderen?“ und kündigt an: „Wir wollen mit Ihnen im Kontakt bleiben und Sie einladen, mit uns über Gemeinschaft und Individualität nachzudenken.“ Man darf gespannt sein, in welchen Formaten dieser Dialog aufgenommen wird.

Auch andere Häuser lassen sich kreative Lösungen einfallen: Das BKA-Theater streamt live aus seinen Räumen am Mehringdamm. Die Schaubühne stellt Aufzeichnungen ihrer Inszenierungen aus den vergangenen 60 Jahren online. Jeden Abend können ZuschauerInnen sich eine Inszenierung zwischen 18.30 Uhr und 24.00 Uhr auf der Website der Schaubühne ansehen. Das Deutsche Theater empfiehlt dem Publikum seinen Podcast und seine Mediathek, um der Quarantäne mit Kultur-Unterhaltung zu trotzen.

Alle eint der Wunsch an das Publikum: „Bleiben Sie gesund und bleiben Sie zuhause, damit wir uns bald im Theater wiedersehen.“

Wer diese Angebote der Theater schätzt und sich auf tolle Theaterabende nach der Corona-Krise freut, ist sicher gern bereit, den Bühnen nun mit einer Spende durch diese magere Zeit zu helfen. – Wie beeindruckt sich die Politik von den Forderungen nach einem Grundeinkommen zeigt, bleibt schließlich abzuwarten.

Magdalena Sporkmann

Ihnen gefällt, was ich schreibe? - Ich freue mich über Ihre Spende:
Show Comments