Das Theater Vorpommern erhalten

„Theater muss sein“, hieß es bei uns Zuhause schon als ich noch ein kleines Kind war. Ich bin in einem Bundesland aufgewachsen, bei dessen Nennung einem vermutlich nicht zuerst die Kultur in den Sinn kommt, sondern ihr Gegenteil: Mecklenburg-Vorpommern. Dennoch hieß es: „Theater muss sein!“ – Mein Vater besprach als Kritiker die Inszenierungen des Theater Vorpommern und ich durfte an seiner Seite schon sehr früh Theaterluft schnuppern: hinter den Kulissen, bei Proben, in der Kantine inmitten der Schauspieler, Musiker oder Techniker. Und selbstverständlich besuchten meine Eltern mit mir jedes Theaterstück und jedes Konzert für Kinder. Im Theater Vorpommern wurde meine Leidenschaft für das Theater geweckt, die ich heute in meinem Beruf pflege.

Seit Jahren und mittlerweile immer drängender kämpfen Kulturschaffende und Bürger in Vorpommern jedoch um die von Fusionsplänen bedrohte Zukunft ihres Theaters, das die Spielstätten Stralsund, Greifswald und Putbus umfasst. Das Theater Vorpommern soll mit der Philharmonie Neubrandenburg und dem Theater Neustrelitz zum Staatstheater Nordost zusammengelegt werden. Die einzelnen Spielstätten werden dann bis zu 135 Kilometer trennen. Für die Musiker, Schauspieler, Sänger und Tänzer sowie die Mitarbeiter hinter den Kulissen verlängert sich ihr Arbeitsweg dadurch erheblich. Nach manchen Aufführungen werden sie erst um zwei Uhr nachts wieder zuhause sein, eine enorme Belastung. Notwendigerweise wird es damit auch zu einer Verringerung der Anzahl von Veranstaltungen insgesamt kommen. Die Aussicht darauf, als Ensemble entwurzelt und zu unzumutbaren Arbeitsumständen gezwungen zu werden, hat die Künstler des Theater Vorpommern sogar dazu bewogen, auf einen Teil ihrer ohnehin weit unterdurchschnittlichen Bezahlung zu verzichten, um die Fusion herauszuzögern. In Stralsund und Greifswald haben diese Künstler lebenswerte Orte gefunden, an denen sie sich mit ihren Familien und beruflich zuhause fühlen. Das Kulturministerium in Schwerin aber scheint es nicht zu schätzen, dass diese Städte Orte sind, an denen sich Künstler wieder wohl fühlen, so wohl, dass sie dafür kämpfen, dort bleiben zu können und mit ihrer Arbeit das städtische Leben zu bereichern.

Trotz einer Erhöhung der Mittel für das Theater Vorpommern durch die Kommunen ist das Land Mecklenburg-Vorpommern nicht bereit, seine Theater ausreichen finanziell zu unterstützen. Diese Sparmaßnahme wird Mecklenburg-Vorpommern teuer zu stehen kommen. Für das treue und enthusiastische Publikum des Theater Vorpommern bietet das vielfältige Programm aus Opern, Konzerten, Ballett und Sprechtheater eine Instanz in einer Region, in der es die Kunst nicht leicht hat. Nicht nur die Menschen in Vorpommern haben die Vielfalt, Offenheit, Bildungs- und Begegnungsmöglichkeiten, die das Theater ihnen bietet, bitter nötig.

Mitarbeiter und Freunde des Theater Vorpommern trugen ihre Forderungen nach einer angemessenen anteiligen Finanzierung des Theaters durch das Land Mecklenburg-Vorpommern zuletzt auf Demonstrationen am 22. Februar in Greifswald und am 1. März 2018 in Stralsund vor. Zu den Demonstrationen hatten die Bürgerinitiative Theater Leben! und der Theaterförderverein Hebebühne gemeinsam aufgerufen. Unter dem Motto „Unser Theater in Vorpommern“ lädt die Ostsee Zeitung außerdem am 22. März 2018 in das Theater Stralsund zu einem Diskussionsforum ein, bei dem neben Teilnehmern des Theater Vorpommern auch die Kultusministerin Birgit Hesse und Kommunalpolitiker zu Gast sein werden.

Der Ballettförderverein hat auf der Internet-Plattform openPetition eine Petition initiiert, in der die Landesregierung und der Landtag aufgerufen werden, mit den Kommunen eine gütliche Einigung herbeizuführen, um die Zukunft des Theater Vorpommern und seiner Mitarbeiter zu sichern. Unterstützer können sich auch online mit ihrer Unterschrift auf einer Petition beteiligen:

https://www.openpetition.de/petition/online/theater-vorpommern-erhalten

Magdalena Sporkmann

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